„Auf dem Brückengeländer aalen sich Sandsteinfiguren unter der Morgensonne: Tritonen, Mischwesen aus Menschen und Fisch, die auf ihrem Rücken Nymphen von Ufer zu Ufer tragen. Sie erinnern an das einstige Fenn, ein morastiges Sumpfland, dem ich folgen werde. Der Nebenarm einer eiszeitlichen Rinne führt von hier bis zum Koenigssee in Grunewald.
Um den Sumpf zum Verschwinden zu bringen, schüttete man Anfang des 19. Jahrhunderts Tag für Tag Sand darüber. Über Nacht verschlang das widerspenstige Fenn die Sandkörner wieder in seinem wässrigen Schlund. Der Kampf zwischen Mensch und Natur dauerte eine Weile, bis die Sandaufschütter vorerst triumphierten, die U-Bahn darauf bauten und die wachsende Stadt drum herum. Vielleicht lauert der Sumpf nur in den Dimensionen geologischer Zeit, die sich in Millionen Jahren bewegt, und manchmal schneller: Mitte der 1990er musste der um 60 Zentimeter abgesackte U-Bahnhof stabilisiert werden. Und spaziere ich die Wiese Richtung Westen hinunter, sehe ich die hochgedrückte Wasserlache wieder, vor der Picknicker regelmäßig flüchten.“ Der komplette Beitrag wurde veröffentlicht auf ND.Die Woche