„Eine Geschichte über Hotels kann natürlich nur in einem Hotel geschrieben werden“, schrieb der Reiseschriftsteller Cees Nooteboom. So tippe ich die ersten Notizen über das Literaturhotel Berlin auf dem Biedermeier-Sofa im Dachapartment des Hauses. An der Wand gegenüber verschwimmt der Winter im Norden, in Monets «Raureif in Giverny», 1885. Hinterm Sofa flimmert die südliche «Landschaft bei Collioure» von Matisse. Gemalt 1905. Aber die Tür mit Glaseinsatz und trüber Gardine ist wie ein Link zur Nachkriegszeit, als eine Friedenauer Witwe hier die ersten Zimmer vermietete. Über Dekaden ging es von einer Pension über in einen Hotelbetrieb. Hinter der Glastür gelange ich über einen Flur ins Treppenhaus.
Das ist mal eng, mal weit. Denn in der Gründerzeitvilla aus dem Jahre 1889 spielen Lichtprismen der Kristallkronleuchter mit dem Tageslicht. Es ist ein Haus der roten Teppiche. Besonders ein Ort unendlicher Spiegel in goldfarbenen Rahmen. «Aus tausend grünen Spiegeln», hieß der Roman von Christa Moog, «scheint zu gehen vergangne Zeit, die lächelnd mich verwirrt», geht der Mörike-Vers weiter. Das Hotel als «unbegrenztes Territorium» (Nooteboom) ist zeitlich auch ein Ort des Gestern. Schon im Roman reist die Autorin und heutige Inhaberin des Hotels autobiografisch auf den Spuren ihres Jugendideals, der neuseeländischen Schriftstellerin Katherine Mansfield. Doch davon später mehr.
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