Elegantes Doppel

Die Erfindung der Eleganz von Kersten Knipp Ein gutes Buch beherrscht sein doppeltes Spiel. Mindestens eine Ebene über der inhaltlichen hinaus, die der Text nicht explizit nennt. Das Zwiegespräch mit Leserinnen und Lesern – ganz in deren Gegenwart. Dieses Spannungsverhältnis kann auch ein Sachbuch leisten, das in der Zeit zurückblickt. Und von dort aus Impulse… Elegantes Doppel weiterlesen

Wolf, Wanderer, Mountainbiker

Ein spielerischer Kurz-Essay um Zivilisationsprozesse und die moralischen Irrtümer von Naturabenteurern… Bevor jemand wegen der Unvergleichbarkeit von Mountainbiker:in und Wolf mit Äpfeln und Birnen wirft, müssen wir die Hürde des spielerischen Vergleichs nehmen. Es ist wahr: Die Spezies Wolf, der Canis lupus, existiert. Aber nur, weil der Homo sapiens ein weiteres Werkzeug erfand, kann man… Wolf, Wanderer, Mountainbiker weiterlesen

Wo Nobelpreisträger nächtigten

„Eine Geschichte über Hotels kann natürlich nur in einem Hotel geschrieben werden“, schrieb der Reiseschriftsteller Cees Nooteboom. So tippe ich die ersten Notizen über das Literaturhotel Berlin auf dem Biedermeier-Sofa im Dachapartment des Hauses. An der Wand gegenüber verschwimmt der Winter im Norden, in Monets «Raureif in Giverny», 1885. Hinterm Sofa flimmert die südliche «Landschaft… Wo Nobelpreisträger nächtigten weiterlesen

Das Spektakel liegt im aufmerksamen Blick

Als ich im März zum ersten Mal den Hang hinunterstieg, richteten sich gerade Nebelkrähen in den Erlenbäumen zur Nacht ein. Sie flatterten unter Warnrufen auf, zogen senkrecht über den See, kehrten im Bogen zurück auf ihre Schlafbäume. Unter den Schwarzerlen, symbiotisch umarmt von ewig grünen Efeuranken, verstummte der Abendgesang der Vögel. Meine Stiefelschritte scheuchten Damwild… Das Spektakel liegt im aufmerksamen Blick weiterlesen

Göttliche Natur?

ESSAY: Das Draußen gehört zur Natur des Radfahrens. Welcher Natur das Draußen ist, gehört zur Vorstellung des Radfahrenden. Kann man in dieser Natur Gott treffen, und falls nicht, was dann? […] Die Natur, die aufgesucht wird, soll „ursprünglich“ sein. Wegen der dynamisch prozesshaften Entwicklung von Natur- wie Kulturlandschaft gibt es für das Ursprüngliche jedoch keinen… Göttliche Natur? weiterlesen

Tschirpen, tschilpen, deddern

»Nature Writing« macht Lust aufs Erkunden der »Wildnis« vor der Haustür. Jeden Morgen wecken mich Hinterhofvögel. Hier nur allgemein von Vogelgesang zu reden, wäre ein urbanes Armutszeugnis. Mit trägem Nachdenken schälen sich Bilder heraus von Spatzen, Tauben, Elstern oder Amseln. Aber singen die mir ihr vielstimmiges Frühkonzert? Gut, die einen zwitschern, die anderen gurren. Wollt ihr es… Tschirpen, tschilpen, deddern weiterlesen

Immer die Rinne entlang

„Auf dem Brückengeländer aalen sich Sandsteinfiguren unter der Morgensonne: Tritonen, Mischwesen aus Menschen und Fisch, die auf ihrem Rücken Nymphen von Ufer zu Ufer tragen. Sie erinnern an das einstige Fenn, ein morastiges Sumpfland, dem ich folgen werde. Der Nebenarm einer eiszeitlichen Rinne führt von hier bis zum Koenigssee in Grunewald. Um den Sumpf zum… Immer die Rinne entlang weiterlesen

Naturwahrnehmung und Versprachlichung

VERSPRACHLICHUNG VON NATURERFAHRUNG. „Die moderne Wissenschaftssprachen sind entsinnlicht. Nature Writing nimmt manches von den alten Fachsprachen (der Schiffer-, Jäger-, Bergsteiger- oder Waldarbeitersprache) auf, nicht nur weil viele von ihnen aus einem vor- und frühmodernen, zumeist handwerklichen Umgang mit den Naturgegebenheiten eine außerordentliche Schärfe der Wahrnehmung und einen großen Schatz sinnlicher Erfahrung vermittelten. […] Wo historisches… Naturwahrnehmung und Versprachlichung weiterlesen

Die Entdeckung der Natur

NEU IN MEINER BIBLIOTHEK. Jürgen Goldstein, zuletzt gelobt für seine „Denkbiografie“ Hans Blumenbergs, erzählt „Die Entdeckung der Natur“ als Erfahrungsgeschichte, ausgehend vom 14. Jahrhundert. Entweder führt die Passage über einen Ozean oder ein Berg wird erwandert. Weil Erfahrung vor vermeintlichem Spektakel geht, darf Goethe den Brocken besteigen, bricht Lichtenberg nach Helgoland auf. Aber keine Angst,… Die Entdeckung der Natur weiterlesen

Vor dem Schreiben

VOR DEM SCHREIBEN. Eine Anspannung, wie nach taglangem Lesen vertiefendes Eintauchen in das Gelesene, während sich der physische Körper des Buches verliert. Oder wie ein Ohraufgehen bei einer übertriebenen Konzentrationsübung. Als stünde eine existenzielle Einsicht unmittelbar bevor. Nur lässt sich eine solche Einsicht nie linear fassen, etwa als den einen schicken Satz für einen späteren… Vor dem Schreiben weiterlesen

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